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Ausbrüche der Gewalt

Zug um Zug hat sich in den vergangenen Jahren das neofaschistische Potenzial der Deutschen aus den Partykellern in den imaginären Salon verfallener Bürgerlichkeit bewegt. Rassistische Hetze, völkisches Schwadronieren und die Auffassung, dass Heterosexualität und Kleinfamilie die leitende Norm sein müssen, sind in diesem Sinne erneut salonfähig geworden, weil der Firnis demokratisch gesinnter Bürgerlichkeit dünn ist. Es ist daran zu erinnern, dass der rechte Geist quer durch die Gesellschaft weht und am wenigsten als Phänomen der Subalternen zu beschreiben ist. Dass die Maxime des eigenen Handelns zugleich Grundlage einer allgemeinen Gesetzgebung sein könnte, ist subjektiv das zentrale Prinzip bewusst wählbarer und wünschenswerter Ordnung, die Menschen einander ansinnen könnten. Doch die zahlreichen nicht nur strukturellen Ungerechtigkeiten einer kapitalistischen Weltökonomie und die im Namen des Marktes begangenen Verbrechen an gegenwärtigen und zukünftigen Generationen machen es ihren Institutionen unmöglich, ohne Selbstwiderspruch im Namen einer Menschlichkeit zu sprechen und zu richten. Diesen Missstand, diese Bigotterie machen sich die modernen Hetzer zunutze, um die gegenwärtige Demokratie am besten demokratisch und im Namen der Menschlichkeit in eine offen autoritäre Gesellschaft zu verwandeln.