Sachzwang FM#Whiteys on the moon*

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Das space race bzw. космическая гонка, der Wettlauf ins All war schon in den fünfziger Jahren angelaufen, verschärfte sich aber in den sechziger Jahren dramatisch, bis hin zum spektakulären Höhepunkt. Ein Akt androzentrischen Machbarkeitswahns: Die Expedition zum Erdtrabanten war wenig mehr als Symbolpolitik, gewissermaßen eine humanistische Ersatzhandlung.

Höchst symbolträchtig die dem Menschen völlig ungewohnte Schwerelosigkeit im Weltall. Sie gibt – wenn auch unbewußt – eine fantastische Metapher und reichlich utopisches Traumpotential ab für den Fluchtpunkt aller menschlichen Emanzipation, eines Tages nicht mehr der Gravitation ökonomischer und gesellschaftlicher Zwänge zu unterliegen, sondern vielleicht einmal unbeschwert von alledem in universeller Freiheit leben zu können. Dementsprechend scharf war der Wettstreit, wessen Protagonisten diesen hochsymbolischen Akt zuerst ins Werk setzen würden: die des Liberalismus oder die des Kommunismus. Immerhin hatten sich beide die Befreiung der Menschheit auf ihre Fahnen geschrieben.
Vor dem Hintergrund einer noch in Not und Elend lebenden Welt, die sich erst seit wenigen Jahren aus kolonialer Bevormundung und Umklammerung befreit hatte, erscheint das megalomane Mondlandungs-Projekt freilich in einem anderen Licht.