Der Versuch der historischen Avantgarden besteht darin, die Gestaltungsmittel und das Ausdruckspotential der Kunst für die Revolution zu mobilisieren, oder, wie Peter Bürger es ausdrückte, die Kunst in Lebenspraxis zu überführen (Theorie der Avantgarde). Dieser Versuch gilt gemeinhin als Teil emanzipatorischer Bestrebungen. Doch der italienische Futurismus erbringt den Beweis, dass die Avantgarden faschismusfähig waren und der Faschismus modernefähig. Wer sich mit dem Vermächtnis der Avantgarde auseinandersetzen möchte, muss diesen Umstand bearbeiten. Dies um so mehr, als dass es sich um ein Kneuel von Widersprüchen dreht: Denn der italienische Futurismus entwickelte eine faszinierende Formsprache, die eine große Bedeutung für die nachfolgenden avantgardistischen Experimente hat. Im russischen Futurismus ging das avantgardistische Projekt schließlich so weit, wie bei kaum einer anderen künstlerisch-experimentellen Strömung. Das Herbstprogramm der Veranstaltungsreihe Kunst, Spektakel & Revolution beschäftigt sich in drei Abendveranstaltungen in der ACC Galerie Weimar ab Donnerstag mit dem italienischen und russischen Futurismus