Radio Blau hat in den letzten Jahren sehr viel erreicht: Wir sind unserem Ziel ein geschlechtergerechtes, inklusives, altersgemischtes und interkulturelles Medium zu sein, weitaus näher gekommen. Die Nachfrage nach Einführungskursen, Praktika und Sendeplätzen ist so hoch wie nie. Und doch müssen wir weiter bangen, ob wir diese Arbeit weiterführen können. Seit September gibt es bei uns keine bezahlten Stellen mehr für Technik- und Projektkoordination, obwohl bis Silvester 12 Einzelprojekte abgeschlossen werden müssen. Wie und von wem? Unklar. Können die Mitarbeiter*innen ab Januar wieder anfangen zu arbeiten? Entscheidet die Sächsische Landesmedienanstalt erst kurz vor Weihnachten. Nun mischt sich sogar das Community Media Forum Europe, das EU-Gremium für Bürgermedien, in die Diskussionen zu den diesjährigen SLM-Förderentscheidungen ein, die einem Sender, der einem Großkonzern nahe steht, für nichtkommerzielle Projekt vorgesehene Fördermittel zugeteilt und damit die für uns zur Verfügung stehenden Fördermittel verringert hat. Der Präsident des CMFE, Vladimir Radinović, fordert, dass die sächsische Behörde nur Medien mit partizipativen, gemeinnützigen und nicht-profitorientierte Arbeitsweisen und Organisationsstrukturen in klarer Unabhängigkeit von Wirtschaftsunternehmen die für „nichtkommerziellen Lokalfunk“ vorgesehenen Fördermittel gewährt. Auch Claudia Maicher, Abgeordnete im Sächsischen Landtag, hat mit einer kleinen Anfrage gefordert, dass die Sächsische Landesmedienanstalt mehr Transparenz herstellen und Förderungen auf die tatsächlich geleisteten Wirkungen im Hinblick auf die Vielfalt der Medienangebote ausrichten soll und nicht Sender, die zu großen Medienkonzeren gehören, bevorteilt werden. Das wiederum führt nämlich dazu, das kleine Sender wie wir, die sich seit Jahrzehnten leidenschaftlich dem Thema „Diversität“ widmen, in ihren Wachstumsmöglichkeiten beschränkt werden. Außerdem fasst ein aktueller Artikel in der Tageszeitung unsere Situation ganz gut zusammen. Zur Unsicherheit hinzu kommt nun auch noch die Haushaltssperre des Bundes, die vorerst Neueinstellungen von Bundesfreiwilligen auf Eis gelegt hat.