„Nur ungern nimmt eine kulturbeflissene Öffentlichkeit zur Kenntnis, dass der Schöpfungsmythos, seitdem er theologisch zerfiel, einer Erosion auch dort unterlag, wo er von der göttlichen Genesis in Bezirke einer Genialität verschoben wurde, für die das künstlerische Genie zuständig sei. Sich als ein solches Genie zu bezeichnen, wird zwar keinem der heutigen Künstler noch einfallen. Doch ungebrochen zehrt der Betrieb vom Nimbus, der diesem Genie einst zugeschrieben wurde und einst von ihm ausging. Zwischen Genesis, Genie und Genese zeichnet die folgende Sendung einige Aspekte eines Weges nach, der uns vom Rätsel des Urknalls bis in die Niederungen des Kunstbetriebs führen wird. Es geht um Kreation, Kreativität, um die „Wahrheit der Kunst“ und die Subversion eines Wissens, das sich im Phantasma der Schöpfung zu bewahren sucht. Benjamin Sprick erinnert an das Rendezvous mit dem Urknall, zu dem das Nachrichtenportal SPIEGEL ONLINE zum Jahresbeginn einlud, Bodo Lehr fragt mit Jean-Luc Nancy und Immanuel Kant nach der „Zukunft des Genies“, Nicola Torke diskutiert Arbeiten der Künstlerin Anna Lena Grau, und Hans-Joachim Lenger wirft abschließend die Frage nach der „Wahrheit der Kunst“ auf, wobei er sich ins Zwielicht zwischen Wissenschaft und Schamanismus begibt.“