queer punks und homocore…*

seLtsam verquerE punkklÄnge..mit referenz zur hoMopunk history-seküńdärliteratur von philipp meinert…es geht insbesondere um die sichtbarkeit und unsichtbarkeit queerer identitäten in der subkultur……cut and paste-style deluxe

Playlist

anfangen tut alles mit lou reed und david bowie...die waren als vorbilder für punk ja ziemlich wichtig, was man im falle der velvet underground-lp white light white heat z.b. in den frühen ausgaben des londoner sniffin glue-fanzines nachlesen kann… musikalisch hatte das auf den new yorker frühpunk eine grösseren einfluss als man annehmen könnte...eigentlich kann man im späteren englischen punk ja doch eher die stooges raushören...aber so einfach funktioniert das mit den einflüssen vermutlich auch nicht...eine grosse rolle für die sichtbarkeit schwuler und transsexueller identität spielte die new yorker factory, die kunstszene um andy warhol...die war äusserst offen für die erforschung von sexualität und kunst, die nicht irgendwelchen normen entsprach...aus dem umfeld der factory krochen die velvet underground hervor, aber auch transsexuelle ikonen wie wayne county (später auch als jayne county bekannt)...gerade jayne county ist wirklich hervorzuheben, da sie zu der zeit als punk sich auf england und frankreich ausbreitete dann auch ne weile in london gelebt hat und kurze zeit später auch in berlin, wo wunderbare songs wie „wall city girl“ zustandekamen...das hörn wir aber nich jetzt sondern das etwas manifest-artige „man enough to be a woman...
Wayne County & Electric Chairs – Man enough to be a woman
wayne county & die electric chairs waren das...die finden sich auch im ersten londoner punkfanzine sniffin glue wieder und zwar in der ausgabe märz 1977, wo eine weitere transsexuelle ikone aus dem warhol-umfeld, nämlich cherry vanilla auf dem cover abgebildet is….und ziemlich begeistert aufgenommen wird...zu dem zeitpunkt waren die heartbreakers um johnny thunders zusammen mit ebenbesagter cherry vanilla und wayne county auf der „anarchy in the uk“ tour unterwegs...johnny thunders und der ebenfalls zeitweilig bei den heartbreakers spielende richard hell sind ganz gute beispiele für die präsenz dieser queeren ideen von nichtbinärer geschlechtlicher identität auch bei heterosexuellen oder bisexuellen musikern zu der zeit...….in london wirkte sich die new yorker punkidee ziemlich stark auf eine feministische interpretation des punkgedankens aus, was in new york nicht so dominierend war...es bildeten sich frauenbands, die lesbische und feministische inhalte in die songs reinbrachten...wir hören die raincoats, die da in london neben den slits und poison girls in dieser frühen phase ziemlich wichtig waren….
Raincoats – lola
https://theraincoats.bandcamp.com/track/lola
ein bisschen einschränkend muss hier gesagt werden, dass diese entwicklungen natürlich nicht ausschliesslich im frühen punk der 70er jahre stattfand, sondern auch in der gleichzeitigen rockmusik oder in folkbands...wie punk bildet das eher allgemeine politische entwicklungen dieser zeit nach 1968 mit ab, andererseits spielen aber auch andere künstlerische einflüsse mit rein, wie zb. Die doch nicht ganz zu unterschlagende popularität von bisexuellen schriftstellern wie william s. Borroughs und der literarisch-künstlerischen subkultur der beatniks...punk existiert schliesslich nicht in einem abgeschlossenen universum, sondern sozusagen in der mitte der gesellschaft...ein teil der sichtbarkeit von queeren themen im punk geschieht andererseits auch in form von homophoben liedtexten oder szenekonflikten, die im buch homopunk z.b. anhand von konflikten um szenepersönlichkeiten wie handsome dick manitoba, johnny ramone oder hr von den bad brains geschildert werden...so wie punk sich nach europa und in den usa ausbreitete bildeten sich auch mehr oder weniger positiv queeren vorstellungen zugewandte szenen… eine szene, die im buch herausgegriffen wird, ist die frühe punkszene in los angeles….hier mit der punksängerin phranc und ihrer band nervous gender...und danach noch mit nem lied von phranc, was ihre etwas folkigere phase ab 1981 dokumentiert...
nervous gender – people like you
phranc – dumb hairdresser
phranc- dumb hairdresser
https://phranc.bandcamp.com/track/ballad-of-the-dumb-hairdresser
nochmal zurückgeschwenkt nach london und in die frühe londoner punkszene...die buzzcocks um pete shelley, howard devoto und steve diggle an den gesängen waren eine der frühesten englischen punkbands (aus manchester genauer gesagt), bei denen schwule themen eigentlich nicht direkt aus den liedtexten ablesbar waren...der bisexuelle sänger pete shelley hat erst später, nämlich 1981 eine eindeutig queere hymne geschaffen, nämlich das lied „homo-sapien“, das eine solidarität zwischen schüchternen jungs und schwulen jungs beschreibt...neben siouxsie sioux von siouxie and the banshees hatten sie ne ziemlich bedeutung als einfluss auf punks weltweit….da die buzzcocks aber auch in den früheren songs schon offen interpretierbare und für queere ideen anschlussfähige songs geschrieben haben und überhaupt die beste punkband der ersten stunde noch vor pistols und clash waren..zumindest in meinen augen...spiel ich jetzt „orgasm addict“
Buzzcocks – orgasm addict
jetzt kommt ein kleiner übergang...nämlich zum englischen anarchopunk...die poison girls haben sich auch schon 1977 nördlich von london in der nähe des hauptquartiers der anarchistischen punks crass niedergelassen und haben durch ihre sängerin vi subversa aber auch einen gehörigen feministischen einschlag mit reingebracht...wie gesagt...lgbti*-punks im heutigen sinne waren das nicht...ich glaube aber das bestimmte bands wichtig für eine queer-feministische szene waren, die sich erst jahre später so richtig formieren konnte und da zählen die poison girls auf jeden falls dazu...darum hören wir jetzt das lied old tart von ihrer ersten mini-lp hex...
Poison Girls – old tart
wir machen jetzt einen sprung nach westberlin, wichtige szenehauptstadt der siebziger und 80er jahre, wo sich idole wie david bowie und marianne rosenberg tummelten...westberlin ist ganz gut in büchern überliefert: in der homopunk history von philipp meinert wird wolfgang müller von der tödlichen doris interviewt...ein ganz guten dokumentarischen kurzroman hat auch volker hauptvogel vom mekanik destrüktiw kommandöh veröffentlicht...der heisst fleischers blues...und natürlich wolfgang müllers jahrhundertnachschlagwerk subkultur westberlin...darum hören wir mal kurz rein in die tödliche doris und das mekanik destrüktiw kommandöh und in die noch etwas explizitere gruppe „geile tiere“ um den wichtigen berliner künstler salome
geile tiere – geile tiere
Mekanik Destrüktiw Kommandö – schwulodent
Tödliche doris – haare im mund
ja...ich habe es schon geahnt...für eine einstündige sendung gibt’s da einfach zuviel musik...eine etwas ausführlichere playlist zu dieser sendung findet ihr in der sendungsdatenbank von radio blau und im februar wollte ich dann auch nochmal philipp meinert, den autor des buches homopunk history etwas ausführlicher interviewen...im weiteren verlauf spiele ich nochmal lieder an, die für die sichtbarkeit queerer, lesbischer, schwuler oder transsexueller oder was auch immer für sexuelle, subkulturelle und politische identitäten hervorhebenswert sind….machen wir weiter mit bärchen und den milchbubis aus hannover….
Bärchen und die Milchbubis – Tagebuch
tv personalities – games for boys
https://televisionpersonalities.bandcamp.com/track/games-for-boys-2
idoli -
max goldt & stephan winkler – dies ist deine jugend
https://nuukmaxgoldandtstephanwinkler.bandcamp.com/track/dies-ist-deine-jugend
Tribe 8 – speed fortress
https://killrockstars.bandcamp.com/track/speed-fortress
Fifth Column – imbecile
https://killrockstars.bandcamp.com/track/imbecile
Anti Scrunti Faction – writhe like worms
https://killrockstars.bandcamp.com/track/speed-fortress
Hüsker Dü – whatever
Big Boys – identity crisis
mutter – alt und schwul
Go! - fear of a gay planet
God is my copilot- anatomically correct
https://killrockstars.bandcamp.com/track/anatomically-correct
Academy 23 – Gay and Proud
tribe 8 – what the paper didnt say
https://mrlady.bandcamp.com/track/tribe-8-what-the-paper-didnt-say
team dresch – phranc
butchies – sex
https://mrlady.bandcamp.com/track/the-butchies-sex-im-a-lesbian
Oi Polloi – when two men kiss
https://nnnw.bandcamp.com/track/when-two-men-kiss-2
excuse 17 – nervousness just never fades
https://excuse17.bandcamp.com/track/nervousness-never-fades
Pansy Division – fem in a black leather jacket
https://pansydivision.bandcamp.com/track/fem-in-a-black-leather-jacket
tourettes – horse girl
https://killrockstars.bandcamp.com/track/horse-girl
Anti-Corpos -
Gloss – out from the desk
https://girlslivingoutsidesocietysshit.bandcamp.com/track/out-from-the-desk