Nov 23 – Dec. 21, 2024
Sat, Nov 23 2024
Medienkritik und Popdiskurs. Sachverhalte zwischen Politik, Geschichte, Literatur und Musik tiefgründig reflektiert.
Sat, Dec 21 2024
Die Bewegung der freien Radios entstand im Laufe der 70er und 80er Jahre in einem breiteren Kontext, in dem der Begriff der „Gegenöffentlichkeit“ eine starke Rolle spielte. In dieser Zeit war die Öffentlichkeit stark reglementiert: In Westdeutschland war das Klima der Öffentlichkeit vom Kalten Krieg geprägt oder war auf kommerzielle Interessen ausgerichtet. In der DDR unterlag die Öffentlichkeit direkter staatlicher Kontrolle. In solchen Situationen setzten sich soziale Konflikte im Konflikt um den Zugang zur Öffentlichkeit fort – die Frage einer anderen Öffentlichkeit, von Gegenöffentlichkeit oder einer Öffentlichkeit von unten war eine unmittelbar politisierende Frage. Zusammen mit anderen Jugendlichen entdeckte Christoph Schaefler 1967 in Höxter/Weser, daß es mit einfachen technischen Mitteln möglich war, in jedem Radiogerät zu Wort zu kommen. Als “Paderborner-Rundfunk” (damit die Post in Paderborn den Sender suchen sollte, und nicht in Höxter) und später als “Aktion 101” sendeten Sie fortan sonntags illegal als Radiopiraten zeitweise zeitgleich drei verschiedene Programme: vom literarischen Studio bis zur Musik-Sendung. Sprachrohr für Minderheiten und solche Personen, die sonst wenig oder gar nicht im Radio vorkommen, wollte “Aktion 101” sein. Am 2. Dezember 1981 wurde Christoph Schaefler in Aachen inmitten einer Sendung, in der es inhaltlich um das Recht der freien Meinungsäußerung (Artikel 5 Grundgesetz) ging, aus dem Sendefahrzeug (gelber VW-Bus) verhaftet. Dies Ereignis war für Christoph Schaefler der Auslöser zur Mitarbeit an der Legalisierung des nicht-kommerziellen Bürgerradios in Nordrhein-Westfalen. Er gründete 1984 den IGR-NRW als Dachverband der Bürgerfunk-Vereine, der wichtige Lobby- und Aufbauarbeit leistete.