Jun 03 – Jun. 3, 2025
Tue, Jun 03 2025
Welche Bilder von Sucht kennen wir kaum?
»Vena« (Fleischhacker 2024) flimmerte über die Leinwand im Luru Kino (Spinnereistraße 7, 04179 Leipzig) und umreißt eine ganz besondere Geschichte. Die zehnte Veranstaltung der Reihe »Rausch und Stigma – Bilder von Sucht« fand am Dienstag, 13. Mai 2025 statt.
Mit ihrem Debut »Vena« leuchtet die Erfurter Filmemacherin Chiara Fleischhacker ein bisher nur selten bebildertes Schicksal aus: Eine werdende Mutter kämpft mit ihrer Sucht, hadert mit persönlichen Problemen, genauso wie mit den (Konsum-)Gewohnheiten ihres Bekanntenkreises und institutionellen Hürden. Mit dem Spielfilm kommen wir dem Erleben ganz nah. Das liegt wesentlich daran, dass sich Fleischhacker in intensiven Recherchen, durch Gespräche mit werdenden Müttern und Frauen mit Suchterfahrungen – teilweise sogar in Haftanstalten –, dem Thema nähert und uns nun an diesen Eindrücken teilhaben lässt. Und das geht uns alle an: Trotz aller Bemühungen bleibt der Wunsch nach Verbundenheit der Protagonistin Jenny bisweilen unerfüllt, was ihr immer größere Sorgen und Ängsten bereitet. Auch wenn wir vielleicht nicht das gleiche Schicksal teilen, schult uns der Film ganz mühelos darin, ein Verständnis füreinander zu entwickeln, um wohlwollend aufeinander zuzugehen.
Susanna Hahn, leitende Sozialarbeiterin der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Zentrum für seelische Gesundheit in Dresden, berichtete uns von ihren persönlichen Begegnungen und Schicksalen sowie Hilfsangebote für Mütter und Kinder. Dafür gab sie uns Einblicke in ihre langjährigen Erfahrungen im Projekt »Mama, denk an mich«, dessen Titel von großer Bedeutung für (werdende) Mütter oder Frauen mit Kinderwunsch und bestehendem Drogenkonsum ist.
Moderiert wurde der Film- und Gesprächsabend von Silvia Krumm, Professorin für Sozialpsychiatrische Teilhabeforschung an der Medizinischen Fakultät der Universität Leipzig und dem Universitätsklinikum Leipzig. Seit vielen Jahren untersucht sie, wie sich psychische Belastungen und die Gesundheitsversorgung nach Geschlecht unterscheiden, wie beispielsweise Frauen mit Suchterfahrungen mit von der Gesellschaft zugeschriebenen Rollenvorstellungen hadern. Darüberhinaus hat ein besonderes Interesse daran, auch Personen mit eigenen psychischen Krisenerfahrungen in ihrer Forschung mitbestimmen zu lassen.