Das Gegenkino lockt uns dieses Jahr wieder ins Dunkle, ins Kino, in die Vergangenheit und in die getrübte Erinnerung, die sich dann vielleicht doch noch klärt. Besonders wichtig sind dabei auch die Diskurse zum Gegenkino und performative Erweiterungen der Leinwand. Inga und Amos haben sich vorab mit Bert im Radio über das Programm unterhalten…

Wie die beiden im Gespräch erklären, hat sich die cineastische Perspektive auf Vergangenes eher im Prozess des Zusammenstellens der Filme ergeben. Ein doch auch wieder sehr gelungener Vorgang, Gespräche und Vorträge aus filmanalytischer Perspektive mit Heide Schlüpmann, Simon Rothöler und Gabriele Stötzer etwa zur Bedeutung von Archiven für die filmischen Subkulturen, aber auch zur Rolle von Archiven als Kontrollorgan bei der Erfassung und möglicher Zensur der Filme. Archive sind Teil von Erinnerung und hier werden auch gegenkinofilmhistorisch wichtige Archive vorgestellt, nämlich das Ex.oriente.lux von und mit Claus Löser oder das Archivprojekt „re.act.feminism“. Dazu gibt es ab dem 18.April auch eine Ausstellung FLACKERND DURCHS ERINNERN in der Schaubühne Lindenfels, die sich auch mit der kanonbildenden und Geschichte festschreibenden Funktion von Archiven beschäftigt.

Ein weiterer Schwerpunkt des Gegenkino-Festivals liegt in der Verknüpfung mit den performativen Künsten, im Zusammenspiel mit Bands und Filmvertonungen…in der Overheadprojektor-Performance »Secretshow« von Andrea Marinelli oder Neuvertonungen einiger Materialfilme von Wilhelm und Birgit Hein durch Andrea Belfi, I T O E und Flying Moon in Space. Zur Eröffnung wird Nadia Tsulukidze ihre Arbeit »Big Bang Backwards« live performen und Verbindungslinien zwischen künstlerischem Forschen und Biografiearbeit ziehen. Filmische Essays wie »Das Kino und der Wind und die Photographie« aus dem vernachlässigten Werk von Hartmut Bitomsky ermöglichen es den Zuschauenden in Dialog zu treten mit seltenen Bildern: doppeldeutigen, vergessenen, neu angeordneten.

Thomas Heise entführt auf eine essayistische Zeitreise mit seinem Berlinale-Beitrag »Heimat ist ein Raum aus Zeit«, die Leipzigerin Susanne Heinrich bringt ihren Max Ophüls Preis-gekrönten »Das melancholische Mädchen« zum Gegenkino und Regisseur Cristobal León stellt sein faszinierendes Märchen »Das Wolfshaus« um die Flucht eines Mädchens aus der chilenischen Colonia Dignidad im UT Connewitz vor.

Und Radio Blau wird versuchen, einen Blick hinter die Kulissen und sozusagen durch das Dunkel des Kinos hindurch zu werfen… Mehr dann in der Sendung „Filmriss“ und in Aktuell.

> »Gegenkino #6«: u.a. UT Connewitz, Luru Kino in der Spinnerei, Schaubühne Lindenfels, www.gegenkino.de