Sep 25 – Nov. 20, 2023
Mon, Sep 25 2023
Stefan Schleicher absolvierte seine Ausbildung und Arbeit bei der Verkehrspolizei, um ab 1985 bei der Kriminalpolizei in Halle tätig zu sein. Er habe jede Montagsdemo mitgemacht – „natürlich auf der anderen Seite„. Einen Willen zu Veränderung der Verhältnisse hat Schleicher nicht verspürt, eine Demokratisierung der Polizei habe nach 1989 kaum stattgefunden. „Nicht einfach“ sei es für die Polizei, um die Zeit der sogenannten Wende gewesen: es herrschte ein „teilweise rechtsfreier Raum“, viele „Leute gingen [gegen die Polizei] schnell auf Kontra„.Hier mehr Wendefokus
Mon, Oct 02 2023
Werner Schönfeld lehnte eine Offizierslaufbahn ab und musste mit den Konsequenzen, die eine Einschränkung der beruflichen Laufbahn bedeuteten, leben und widmete sich der Fotografie – vor allem in Halle. Dabei dokumentierte er den systematischen Zerfall der Alt-Stadt; das angedachte und allmähliche Verschwinden der Altbausubstanz. Trotz Organisierung im Kulturbund wurde die fotografische Arbeit – unter dem subjektiv empfundenen permanenten Verdacht der Spionagetätigkeit – kritisch von Seiten der Obrigkeit betrachtet. Mit Blick auf die Ereignisse um 1989 formuliert Schönfeld, dass „ein solcher friedlicher Systemwechsel“ ein „einmaliger Vorgang in der deutschen Geschichte“ gewesen sei.. Hier mehr Wendefokus
Mon, Oct 09 2023
Wolfgang Schuster studierte Tierzucht und wohnte unweit der Saale. Mit Geburt der Kinder begann ein Nachdenken über die ökologischen Zustände der DDR, in Folge dessen erwuchs bei Schuster ein Engagement in der ökologischen Arbeitsgruppe beim Kirchenkreis Halle, wo monatlichen Treffen dem Informationsaustausch sowie der Sensibilisierung für den Umweltschutz mittels themenbezogener Vorträge dienten. Schuster war Mitherausgeber des „Blattwerks„, baute eine Umweltbibliothek (mit einem breiten Angebot internationaler, vor allem westlicher Bücher und Aufsätze zu den Themen Umweltschutz und Menschenrechte einschließlich sämtlicher Untergrundzeitungen der DDR) und kann von einigen öffentlichkeitswirksamen Aktionen berichten. Der Wille zu Veränderungen in der DDR, bestärkte Schuster keine Ausreise in die BRD zu beantragen. Er nennt die Ereignisse 1989 eine „friedlichen Revolution, die von Kerzen getragen wurde„: Nicht weniger als ein Staat ist zusammengebrochen. Hier mehr Wendefokus
Mon, Oct 16 2023
Andrea Seifert war 1989 15 Jahre alt und besuchte das “Institut zur Vorbereitung auf das Auslandsstudium”. Klingt staatstragend und war es auch. Andrea Seifert hatte das Ziel in Prag Biologie zu studieren. Hier mehr Wendefokus
Mon, Oct 23 2023
Petra Sitte war zweite Sekretärin der FDJ-Kreisleitung an der Martin-Luther-Universität in Halle. Der Umbruch der Lebensumstände bedeutete für sie vor allem einen Verlust. Rückblickend beschreibt sie die Veränderungen, die die politische Funktion in der FDJ an ihr bewirkte und berichtet über Fehler einer staatstreuen jungen Erwachsenen, die heute ein stärkeres (basis)demokratisches Bewusstsein bei Sitte bewirken: „Man hatte das erste Mal das Gefühl, dass man das Rad der Geschichte mitdrehen konnte„.Hier mehr Wendefokus
Mon, Oct 30 2023
André Sobotta war 1989 22 Jahre alt und Mitarbeiter der Kreisfilmstelle Leipzig Land. Die ländliche Lage der Kinos ermöglichte ihm die Realisierung eines erweiterten Programms – unter anderem mit Bands wie „Sandow“ aus dem sogenannten „alternativen Spektrum„. In der FDJ wurde er wegen seines „Outfits“ rausgeworfen. Trotz vieler Bekannter, die in „den Westen gingen„, hatte Sobotta „keine Lust zum Westbürger zu mutieren„, wobei ein Zusammenbruch der DDR „ausserhalb jeder Vorstellungskraft“ lag. Den Begriff der „Revolution“ für die Ereignisse sei problematisch; es sei ein Beitritt in „ein bestehendes System“ gewesen. Sobotta, dessen Band selbst Auftrittsverbot in der DDR hatte, gründete und betreibt bis heute den Landesfilmdienst Sachsen e.V. Hier mehr Wendefokus
Mon, Nov 06 2023
Ralf-Torsten Speler ist Sohn eines privaten Kunsthändlers, Kunsthistoriker und einer der Initiatoren der Wiederbelebung von Burschenschaftsmännerbünden in Halle. Ralf-Torsten Speler berichtet auch über den privaten Kunsthandel und das Verhältnis zur Kunst in der DDR.. Hier mehr Wendefokus
Mon, Nov 13 2023
Dirk Stolzenhain hatte im Studium Kontakt zur Liedermacherszene in Quedlinburg und beschreibt sich als „keineswegs linientreu“. Stolzenhain berichtet von der Kommunalwahlen 1989, wo er „mit Lineal am Wahltisch“ alle Kandidaten demonstrativ durchgestrichen hat. Nur so, war die Wahl entgültig: „Die Blicke der Wahlhelfer waren wie Dolche„. Stolzenhain identifizierte sich mit den Ideen des Neuen Forums und verteilte (und fertigte) früh konspirativ Abschriften der Aufrufe (an), weswegen er verhört wurde und im Oktober 1989 in U-Haft saß. Stolzenhain wurde wenig später Mitglied in der Vereinigten Linken: „Der Versuch; das Erhaltenswerte zu erhalten, scheiterte.“. Hier mehr Wendefokus
Mon, Nov 20 2023
Uwe Albertz war 1989 22 Jahre alt und lebte seit gut einem Jahr in der BRD. Albertz, dessen Onkel Ministerrat in der BRD war, durfte – als Wehrdienstverweigerer mit Ausreiseantrag – kein Abitur machen, absolvierte eine Lehre und nahm anschließend verschiedenen Jobs bei der Kirche an. Letztlich wurde ihm vom Staat eine Arbeitsstelle in der Flaschenannahme auf Rügen zugeteilt. Ein Fluchtversuch über die Tschechoslowakei führte schließlich zu seiner Inhaftierung und die Ausweisung in die BRD im August 1988. Albertz, der „Plattensammlung, Freunde und Familie, eigentlich alles“ hinter sich ließ, berichtet von Verhören in Halle, Prozess, Verurteilung und Knast, seine prinzipielle Einstellung zur DDR, Einweisungsseminare in der BRD („man stellt fest, dass es im Westen gar nicht so toll ist„) und eine empfundene Undankbarkeit ehemaliger DDR-Bürger. Hier mehr Wendefokus