Aug 25 – Oct. 20, 2025
Mon, Aug 25 2025
Dieter Rink, der heutige stellvertretende Leiter des Departments Stadt- und Umweltsoziologie am Helmholtz-Zentrum in Leipzig, wohnte schwarz in verfallenen Häusern, während er zur Geschichte der frühen Sowjetunion promovierte. Rink studierte Philosophie, Kulturwissenschaft, Literaturwissenschaft an der Karl-Marx-Universität Leipzig und empfand das Gefühl der „Stagnation“ als bestimmend in den 80er Jahren. Trotzdem – oder gerade deswegen – unternahm er den Versuch Freiräume zu erhalten und das System mit Hilfe der erschaffenen Gegenkultur zu unterwandern. Rink nahm an der „entscheidenden“ Demonstration am 9. Oktober in Leipzig teil und war später von den „empörenden Abwicklungen“ der Universität betroffen. Heute seien „nur noch Rudimente des Herbst 89“ vorhanden. Rink erkennt – nach leninistischer Lesart – die Ereignisse als Revolution an; „Die Unterdrückten wollen, die Herrschenden können nicht so weiter machen„. Die grundlegenden Verhältnisse, die Produktions- und Eigentumsverhältnisse, seien verändert worden. Hier mehr Wendefokus
Mon, Sep 08 2025
Lothar Rochau wurde als evangelischer Diakon in eine „fast atheistische Stadt“ (Halle-Neustadt) berufen. Dort sammelte sich um Rochau schnell ein junges, intellektuelles Umfeld, welches offene Diskussionen (unter anderem wurden Bücher von Erich Fromm und George Orwell gelesen) führte und so schnell ins Blickfeld der Staatsmacht kam. Auch der Kirche waren die alternativen Lebensentwürfe für einen anderen, besseren Sozialismus „mit menschlichen Antlitz“ ohne autoritäre Vorschriften zunehmend suspekt. Rochau selbst wurde kriminalisiert, vor dem obersten Gericht der DDR angeklagt, verurteilt, ins Zuchthaus verfrachtet und 1983 gegen seinen Willen aus der DDR abgeschoben: „Mir war zum heulen, ich fühlte mich beschissen.“ Rochau musste in die BRD, wo er weiter aktiv war, um zum schnellstmöglichen Zeitpunkt wieder in die sich auflösende DDR („Eine Sternstunde der Menschheit„) zurückzukehren. Denn: „Man konnte nicht alles der CDU überlassen„. Hier mehr Wendefokus
Mon, Sep 22 2025
Roman Ronneberg war 1989 17 Jahre alt und spielte in der Punkband „Abraum„, die sich in Wolfen (Sachsen-Anhalt) formierte. Der heutige Diplompädagoge Ronneberg beschreibt die zaghafte Entwicklung einer Opposition in Wolfen, seine unkonkreten Vorstellungen eines anderen DDR-Sozialismus und die Attraktivität einer sich in Halle entwickelnden Politszene, die sich Freiräume zu nehmen begann und sich – gerade nach der sogenannten Wende- in verstärkter Auseinandersetzungen mit der nationalistischen Grundstimmung befand. Hier mehr Wendefokus
Mon, Oct 06 2025
Friedemann Rösel arbeitete, als studierter Ingenieur, ab 1972 in Leuna und wohnte in Halle-Neustadt. Bereits im zweiten Lehrjahr gab es erste Konfrontationen mit den Parteioberen. Rösel begreift sich selbst – auch heute – als Marxist in Opposition, der bereits früh die DDR kritisierte: Rösel „war für den Marxismus„, aber gegen die SED-Politbürokratie: Die DDR sei ein „vom Kapitalismus befreiter Staatsmonopolismus“ gewesen.
Rösel war philosophisch interessiert und agierte in einem Literaturzirkel, der sich auch – mehr oder wenig offen – kritisch mit den bestehenden Verhältnissen auseinander setzte. Zusammen mit Lothar Rochau (und drei weiteren Personen, wovon einer IM der Staatssicherheit war), stellte Rösel die DDR Realität offen in Frage und betrieb politische Studien zu alternativen Sozialismuskonzepten. Es ging der Gruppe darum „freie Kommunikationsrunden“ einzurichten. 1981 wurde Rösel, der sich an den Schriften Rudolf Bahros orientierte und abarbeitete, verhaftet und zu 2 1/2 Jahren Haft verurteilt. Rösel beschreibt seine Erfahrungen: im Widerstand, um den politischen Prozess gegen die Gruppe, das Verweigern einer offenen Auseinandersetzung in der DDR, Rösels heutiges Festhalten an der marxistischen Theorie, sowie die Aktivitäten und Deutungen der Ereignisse um das Jahr 1989. Hier mehr Wendefokus
Mon, Oct 20 2025
Uwe Larsen Röver arbeitete um das Jahr 1989 in der Verwaltung eines Naturschutzinstituts, wodurch er Einblicke in die verheerenden Umweltzustände der DDR gewinnen konnte. Larsen Röver war eine knappe Dekade in der SED organisiert. Die immer häufiger werdenden offensichtlichen Widersprüche zwischen Realität und Anspruch des real existierenden Sozialismus, ließen allmählich ein kritisches Bewusstsein entstehen. Als Folge dessen beteiligte sich Larsen Röver am Runden Tisch für die Vereinigte Linke und begann Kongresse für die sich formierenden Betriebsräte zu organisieren. Larsen Röver nennt die Ereignisse einen „friedlich demokratischen Prozess„, der nicht zu den gesellschaftlichen Verhältnissen führte, die er sich erhofft hatte. Es war ein „Versuch einer demokratischen Revolution, der durch die Schnelligkeit der Ereignisse gescheitert“ sei. . Hier mehr Wendefokus