02.01. – 27.02.2024
Di, 02.01.2024
Diese Ausgabe der Sendereihe „Wutpilger-Streifzüge“ behandelt einen „Aufstand mit Absage“ – den Hamburger Aufstand von 1923. Im Krisenjahr 1923 wähnten KPD und Komintern die Zeit reif für einen weiteren weltrevolutionären Anlauf, der dieses mal von Deutschland ausgehen sollte, um die Oktoberrevolution aus ihrer Isolation zu befreien. Doch verschiedene Faktoren führten zur Absage des „deutschen Oktober“. Nur in Hamburg kam es dennoch zum Aufstandsversuch. Die beiden Historiker Knud Andresen und Marcel Bois sprechen über Hintergründe und Folgen des Hamburger Aufstands.
Di, 16.01.2024
Marinus van der Lubbe (* 13. Januar 1909 in Leiden, Niederlande; † 10. Januar 1934 in Leipzig), ein Rätekommunist, der 1933 auszog, um den deutschen Reichstag anzuzünden. Während heute wieder darum gerätselt wird, ob van der Lubbe tatsächlich dazu in der Lage gewesen sei, diese Tat allein zu vollziehen, widmet sich diese Sendung den politischen Motiven van der Lubbes. Ohne die rätekommunistische Kritik der offiziellen Organisationen der Arbeiterbewegung ist auch der Reichstagsbrand nicht zu verstehen. Zu Wort kommt der Autor Norbert Marohn. Verwendete Musik: Massicot.
Di, 23.01.2024
Hummel und Goiny haben ein Buch geschrieben. Ab und Fuck. Dieses Buch besteht aus Konstellationen. „Arbeit und Eier“ – „Glitter und Radkappe“ – „Rennstern und Reise“ – AB UND FUCK. Konstellation – das heißt: eine Vorlage geben, aufeinander antworten, den Raum zwischen zwei Begriffen ausmessen, verdeckte Hinweise geben, lesbar durch das Verbindungswort „und“. Ab und Fuck fängt zwei mal an und hört einmal auf. Ab und Fuck ist ein Band mit Gedichten, erschienen 2022 im Unverlag zu Halle. Ein Band mit Gedichten, geschrieben als Paar und zu Paaren. In dieser Ausgabe der Sendereihe „Wutpilger-Streifzüge“ waren Hummel und Goiny zu Gast und haben ein paar ihrer Texte vorgetragen. Für musikalische Rahmung sorgte Sirius Lee Hurt.
Di, 30.01.2024
„Kultur ist der Kitt“ – dieser Satz von Claudia Roth ist der Ausgangspunkt dieser Radiosendung. Es soll darum gehen, was der Begriff der Kultur genauer heißt und welche Bedeutungsebenen darin enthalten sind. Es geht um eine Kritik der Kultur als kitt, die gleichzeitig Kultur als solches nicht verwerfen möchte. Dazu hört ihr einen Vortrag mit dem Titel „Kultur als Theater um die Subvention oder Subversion“. Dieser Vortrag war die Eröffnung einer Veranstaltungsreihe, die derzeit im Infoladen im Conne Island stattfindet. Die Radiosendung möchte auf die Veranstaltungen dieser Reihe neugierig machen.
Di, 06.02.2024
Thomas Harlan war Autor und Regisseur. In seinen Filmen und Büchern hat sich Harlan immer wieder mit der Geschichte und Gegenwart des Nationalsozialismus und der Shoa auseinandergesetzt. Thomas Harlan – das war einer, für den die Vergangenheit keine Vergangenheit gewesen ist und der sich nicht anpassen konnte ans Verdrängen, Verschweigen, Einfach-weiter-Machen. Nicht zuletzt aufgrund seiner eigenen Familiengeschichte – er war der Sohn Veit Harlans, Regisseur des antisemitischen Propagandafilms „Jud Süß“. Wenn Thomas Harlan bekannt ist, dann für sein filmerisches Werk, insbesondere den Film „Wundkanal“. Selten besprochen hingegen wird sein literarisches Werk. Seine Romane „Rosa“ und „Heldenfriedhof“ beschäftigen sich mit den Vernichtungsaktionen der Nazis in Polen. Diese Ausgabe der Sendereihe „Wutpilger-Streifzüge“ setzt sich mit Harlans „Täterliteratur“ auseinander.
Die Sendung basiert auf Interviews, die im Januar 2023 auf der Tagung „Thomas Harlans Täterliteratur“ im Literaturforum des Brecht-Hauses in Berlin geführt wurden. Zu Wort kommen Chris Wilpert, Clemens Böckmann, Michael Farin, Christoph Schneider, Sara Berger und Daniela Henke. Zu hören ist ein Auszug aus einer Lesung aus „Heldenfriedhof“ von Robert Stadlober. Die Auszüge aus „Rosa“ sprach Tina Klatte. Die Sendung enthält einen O-Ton aus der Dokumentation „Wandersplitter“ von Gabriele Voss und Christoph Hübner. Die Sendung entstand in Zusammenarbeit mit Lilli Helmbold. Musik: Massicot. Continue reading „01/2024 – Thomas Harlan“
Di, 13.02.2024
Als Herausgeber der Zeitschrift „Die Aktion“ war der Publizist Franz Pfemfert (20. November 1879 in Lötzen, Ostpreußen; † 26. Mai 1954 in Mexiko-Stadt) nicht nur eine äußerst wichtige Figur für den Durchbruch der expressionistischen Literatur in Deutschland. „Die Aktion“ war ein wichtiges Organ für alle Kriegsgegner im 1. Weltkrieg und wurde später zu einer Plattform kommunistischer Dissidenz, des Rätekommunismus, Anarchismus und Anarchosyndikalismus. In seinen theoretischen Positionen war Pfemfert rigoros und unnachgiebig – seine publizistische Tätigkeit war pluralisistisch im Sinne der kommunistischen Opposition. Sein Lebensweg war geprägt vom Nationalsozialismus und Stalinismus, gegen die er anschrieb. Eine Radiosendung mit dem Historiker Marcel Bois.
Di, 20.02.2024
Konrad Wolf (1925-1982) gehört zu den wichtigsten Regisseuren der DDR. Als Präsident der Akademie der Künste hatte er einen offizellen Posten inne und richtete sich nie offen gegen die Linie der Partei. Aber seine Filme sprechen nicht die Sprache eines Staatsregisseurs mit vorauseilendem Gehorsam. Sie zeigen Individuen, die mit Zweifeln und Widersprüchen zu tun haben. Gerade weil in ihnen auch von der Möglichkeit des Scheiterns erzählt wird, verweisen seine Filme auf das Universelle, die freie Menschheit. Nicht zuletzt ist in ihnen immer wieder die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus präsent – Wolf hatte als Teil einer jüdischen und kommunistischen Familie aus Deutschland fliehen müssen und war als Teil der Roten Armee nach Deutschland zurückgekehrt. Eine Radiosendung mit Antje Vollmer und Jakob Hayner.
Di, 27.02.2024
Der fragmentierte Körper, der Körperpanzer, der innere Schlamm, Männlichkeit und Gewalt, der Hass auf die Frauen, die Vergewaltigung – dies alles sind Stichworte eines Buches, das vor über 40 Jahren erschienen ist. Im Jahr 1977 veröffentlichte Klaus Theweleit den ersten Band seines Buches „Männerphantasien“. Untertitel: „Frauen, Fluten, Körper, Geschichte“. Im Jahr 1978 folgte der zweite Band von Männerphantasien, hier der Untertitel: „Männerkörper. Zur Psychoanalyse des Weißen Terrors“. In diesem Buch analysiert Theweleit die Literatur der Freikorps-Soldaten, die nach dem 1. Weltkrieg zur Niederschlagung von Arbeiteraufständen eingesetzt wurden. Es handelt sich um ein Milieu von Männern, die im Kaiserreich sozialisiert wurden, deren Lebensweg entscheidend von der Erfahrung des Kriegs geprägt wurde und die nach dem 1. Weltkrieg keinen Weg in das zivile Leben zurückfanden. Ein bestimmter Bezug auf soldatische Männlichkeit und Frauenhass sind entscheidende Motive dieses Milieus. Klaus Theweleit analysiert die Äußerungen dieses Milieus auch im Hinblick auf die Vorgeschichte des Nationalsozialismus. Im Jahr 2019 hat der Verlag „Matthes und Seitz“ eine Neuauflage von „Männerphantasien“ veröffentlicht. Aus diesem Anlass war Klaus Theweleit am 3. Dezember 2019 in der Berliner Volksbühne zu Gast. In dieser Sendung hört ihr den Mitschnitt des damaligen Gesprächs mit Klaus Theweleit. Das Gespräch führte Margarita Tsomou.