02.01. – 27.02.2023
Mo, 02.01.2023
Ulli Hamers war früh in der Schule „aufmüpfig“ – aufgewachsen in den 50er Jahren in Gotha -, die einzige in der Klasse, die „keine Lehrstelle hatte„. Nach einer Ausbildung zur Goldschmiedin, gründete Hamers in Halle eine Wohnungsbesetzungszentrale: Dort erhielten Interessierte Hinweise, wie sie in leerstehende Häuser einziehen könnten. Die Ereignisse um das Jahr 1989 bezeichnet die Künstlerin Hamers, die der SDP in Halle angehörte, nicht als „Revolution„, sondern als „Okkupation„.. Hier mehr Wendefokus
Mo, 09.01.2023
Hanna Haupt kam am 2. Oktober 1989 nach Halle, wo ihr Mann die Pfarrstelle an der Pauluskirche antrat. Sie hatten sich entschieden in der DDR zu bleiben, „wo der liebe Gott sie hingestellt hatte„. In Halle war Haupt sofort konfrontiert und beteiligt an den Ereignissen des Herbstes. Haupt, seit 1989 Vorsitzende der Bürgerinitiative Paulusviertel, wurde später Gefängnispfarrerin und Vertreterin der SPD im Stadtrat. 1989 sei, so Haupt, der totale Zusammenbruch der DDR gewesen. Wenn es eine gewesen sei, dann eine „lustige Revolution, in der tagsüber gearbeitet und abends Revolution gemacht wurde„.. Hier mehr Wendefokus
Mo, 16.01.2023
Ingrid Häußler war 1989 Chemikerin in der Forschung des VEB Chemische Werke Buna. Innerhalb ihres direkten Arbeitsumfeldes und privat reflektierte sie Arbeit und Leben in der DDR. In der Ökogruppe der Georgen Gemeinde in Halle lernte sie den Aufruf des Neuen Forums kennen und sah endlich die Möglichkeit tätig zu werden. Politisch engagierte sie sich im neu gegründeten Betriebsrat der Buna-Werke – vor allem im Zusammenhang mit dem anstehenden Verkauf des Betriebes. Ingrid Häußler beteiligte sich am Aufbau politischer Strukturen in Halle und gründete hier die SDP mit. Zwischen 2000 und 2006 war Ingrid Häußler Oberbürgermeisterin der Stadt Halle. Hier mehr Wendefokus
Mo, 23.01.2023
Monika Heinrich lebte 1989 als Erzieherin in Halle. Außerberuflich war sie im „Leitungskreis Homosexualität der Stadtmission“ engagiert. 1992 schied sie mit Mitte 40 aus dem Berufsleben aus. Sie sagt, die Ereignisse 1989/90 haben sie in eine Schockstarre versetzt. In dem Gespräch beschreibt sie ihr Berufsleben in der DDR, liest aus Briefen aus den Jahren 1989/90 an ihre Brieffreundin „im Westen“ und aus Eingaben an die DDR-Regierung. Hier mehr Wendefokus
Mo, 30.01.2023
Daniel Herrmann war 1989 17 Jahre alt. Kurz nach dem Mauerfall ging er nach Duisburg. Heute lebt und arbeitet Hermann wieder in Halle. Der Begriff Wende „geht gar nicht„. Die DDR sei ein Unrechtsstaat gewesen; ein Versuch, bei dem es sich lohnt auf das Scheitern zu sehen, gerade weil das Bestehende, der Kapitalismus, keine Zukunft haben werde. Hier mehr Wendefokus
Mo, 06.02.2023
Björn Hopfgarten wuchs in behüteten Familienverhältnissen, in einem „goldenen Käfig“ auf, der durch die Ausreise des Vaters und die Einberufung des Bruders zur NVA erschüttert wurde. Spätestens zu diesem Zeitpunkt verstand sich Hopfgarten – auch äußerlich erkennbar – als Punk. Hopfgarten gehört zu denen, die am 7.Oktober 1989 in Halle nach Auseinandersetzungen mit der Polizei auf Lastwagen abtransportiert wurden. Es erging gegen den 17-Jährigen wegen „Rowdytums“ und Verstoßens gegen die staatliche Ordnung ein Haftbefehl. Hopfgarten spricht über Verhöre, Einzelhaft, Verurteilung, die Bildung eines „anarchistischen Blocks“ auf anschließenden Montagsdemos in Halle und Leipzig, wo die ersten Straßenschlachten mit „den Faschos und dem Mob“ stattfanden, die „wunderbare Zeit„, in der „jeden Tag eine neue Kneipe entstand“ und Häuser besetzt wurden. Hier mehr Wendefokus
Mo, 13.02.2023
Thea Ilse durfte als Pfarrerstochter kein Abitur machen, wurde Chemielaborantin in Buna und ab 1984 Pfarrerin in Halle-Trotha. Vor allem diese Tätigkeit – „die privilegierte Rolle im Schutzraum der Kirche“ – brachte Ilse die Nähe zur „Kirche von unten“ und enge Kontakte mit ökologischen Arbeitsgruppen: Sie wurde Redakteurin des „Blattwerk“ – einer Zeitschrift zu ökologischen Themen mit Kleinstauflage. Für Ilse, die das Jahr 1988 als ein sehr depressives („die Stadt verfiel, Chemie zerbröselte, ein ewiger Verlust von Menschen, die dachten wie wir„) erlebt hat und an der Klage gegen die offiziellen Ergebnisse der Kommunalwahl 89 beteiligt war, kam die „Wende nicht ganz zufällig vom Himmel„. Ilse will den Zuwachs an Vielfalt nicht missen, bemerkt aber gleichzeitig einen Verlust des Müßiggangs („die Langeweile der DDR„) in den derzeitigen Verhältnissen. Hier mehr Wendefokus
Mo, 20.02.2023
Zeitzeugen und Zeitzeuginnen berichten über das Jahr 1989, erzählen, wie sie die Zeit zwischen Mauerfall und „Wiedervereinigung“ erlebt haben. Hier mehr Wendefokus
Mo, 27.02.2023
Peter Jeschke ist als Psychiater und Neurologe bekannt und war zur sogenannten Wendezeit 38 Jahre alt. Jeschke beschreibt eine Zeit, in der vieles im wahrsten Sinne des Wortes verrückt wurde. Beim Wort „Revolution“ ist Jeschke skeptisch, wenn auch vieles für einen solchen Begriff spricht.Hier mehr Wendefokus