Seit der Gründung des Radio-Vereines
Leipzig e.V. im September 1990 war es erklärtes Ziel der Radio-EnthusiastInnen,
eine Frequenz zu bekommen und ein eigenes, bürgernahes Programm zu veranstalten.
Wie allgemein bekannt ist, gab es in der ehemaligen DDR keinerlei Möglichkeiten
der freien Meinungsäußerung im Rundfunk, geschweige denn die Chance, ein
eigenes Programm auszustrahlen. Die Hoffnung war groß, nun endlich, selbstbestimmt
und frei Rundfunk zu veranstalten. Bis jedoch auch in Sachsen die bis heute
extrem unzureichenden Voraussetzungen dafür geklärt wurden, sollten noch
Jahre vergehen.
Der Radio-Verein Leipzig e.V. entwickelt in dieser Zeit kontinuierlich seine zwei Projekte:
Zum einen das Bürgerradio "Radio Blau", und zum anderen die
"Hörfunkwerkstatt für Kinder und
Jugendliche". Der folgende Text listet einige Meilensteine dieser Entwicklung auf.
Der Verein leistete in seinem Bestehen eine besonders engagierte Arbeit
im Bereich der Qualifizierung. Viele der damaligen MitstreiterInnen sind
heute als Rundfunk-JournalistenInnen tätig. Neben Workshops und Veranstaltungen
gab und gibt es Angebote
für Kinder und Jugendliche. Das Kinderradio KAKTUS
wurde gegründet, Beiträge der Kinder wurden bei MDR Kultur in
der Sendung "Ausgeschlafen" ausgestrahlt. Später kam das
Jugendradio "Salto Totale/Dragee 19"
hinzu, das mit dem Stadtmagazin "Kreuzer" die wöchentliche
Sendung "Liebling Kreuzer" bei Radio Energy gestaltete. Der Grundstein
für die medienpädagogische
Arbeit war gelegt, Schulradios wurden betreut und Veranstaltungen für
Kinder und Jugendliche durchgeführt. Hervorzuheben ist dabei die "VISIONALE",
das jährliche Medienfest der Leipziger Jugendmedieninitiativen.
Aus der jüngeren Vergangenheit sei das Projekt
"Pinguine machen
Radio" mit Kindern einer Schulklasse des Bischöflichen Maria-Montessori
Schulzentrums in Leipzig erwähnt welches im Rahmen der "Hörfunkwerkstatt
für Kinder und Jugendliche" durchgeführt wurde.
Im Jahr 1994 war es dann endlich soweit, daß eine Bewerbung
für ein Fensterprogramm möglich war. RadioBlau
erhielt eine Lizenz für die Veranstaltung eines eigenen Rundfunk-Programms
für 4 Stunden mit einer Option auf 12 Stunden. Der Mantelanbieter wurde
"Radioropa" (nach mehrmaliger Umbennung und Formatänderung zuletzt
"RSA"), fast zeitgleich mit uns ging das Uniradio
Mephisto (jetzt: "Mephisto 97.6 - Lokalradio aus und für Leipzig") auf der gleichen
Frequenz wochentags 2 mal 2 Stunden on Air. Unsere erste Sendung lief am 28. Mai 1995, nach
jahrelangen Trockenübungen ein ganz besonderer und unvergeßlicher Tag für die
Radio-Macher.
Seitdem war das Programm bis zum 1.Oktober 2004 jeden Sonntag von 17-21 Uhr zu
hören. Die Option zur Erweiterung auf 12 Stunden wurde in diesem Rahmen nicht
gewährt. Stattdessen senden wir seit 1.Oktober 2004 auf drei lokalen
Frequenzen im
Stadtgebiet Leipzig ein wöchentliches 41-Stunden-Programm. Der Mantelanbieter ist
nunmehr die Sächsische Gemeinschaftsprogramm GmbH & Co KG i.G. mit ihrem Programm
"Apollo"
Bei RadioBlau gibt es keine "Chef"-Redaktion. Es gibt auch niemanden, der für seine Mitarbeit bezahlt wird. Ganz im Gegenteil, für die Nutzung des Radios muß auch noch ein kleiner Beitrag entrichtet werden. Und (fast) alles wird ehrenamtlich geleistet. Im Radio müssen alle ein Stück Verantwortung für alle übernehmen. Selbst das "Amt" des CvD (Chef/in vom Dienst) an jedem Sendetag muß durch RadioBlau-Macher in ehrenamtlicher Arbeit abgedeckt werden. Demokratie in der Praxis ist gar nicht so leicht, das erfordert zum einen viel Engagement und Disziplin, zum anderen viel Toleranz und Einfühlungsvermögen. Daß wir bisher keinerlei Sendeausfälle hatten und alle Probleme, die es hin und wieder gibt, unter uns klären konnten, ist der Beleg, daß eine solche Arbeitsweise funktionieren kann, den MachernInnen und HörerInnen zum Nutzen.
Das Entscheidungsgremium für alle, RadioBlau betreffende Fragen ist die Redaktionsversammlung. Diese findet jeden Dienstag um 19 Uhr statt; ob es stürmt, regnet oder schneit. Sie ist zudem öffentlich für jeden. An diesem Tag wird die Sendung des vergangenen Sonntages ausgewertet, es kann Kritik geübt werden. Man kann sich mit seinem Konzept für eine Sendung vorstellen und für einen neuen Sendeplatz bewerben. An jedem ersten Dienstag im Monat werden grundsätzliche Fragen behandelt und entschieden, so auch die Vergabe freier Sendeplätze.